Die Garderobe

Ich fragte mich, warum ich hier einen geeigneten Platz für die Vögel suchte. "Die kleinen Tiere haben doch ihren eigenen Korb. Naja, hier wird wohl bis zum Ball nichts los sein und es ist auch schön warm", sagte ich zu mir selbst. Die Vögel gaben Geräusche von sich und ich wusste sofort, dass sie Hunger hatten. Ich legte ihr, von mir selbstgemachte, Nest in einen der Gaderobenschränke, der neben einer der Heizungen seinen Platz hat. Ich holte eine kleine Box aus meinem Rucksack, in dem Würmer waren, die Leibspeise meiner "Haustiere". "hier habt ihr was zum Essen, ich werde später wiederkommen", flüsterte ich den Dreien zu und gab ihnen etwas von den Würmern. Danach ging ich hinaus.

"Wo sind wir denn hier Aurora?", fragte mich Sahra, die Frau, die ich liebte. "Nun ja, wie soll ich es sagen? Wir sind in der Garderobe des Ballsaales", antwortete ich ihr etwas zögerlich. Mit sanften Schritten ging ich zu dem Versteck, in dem ich meine drei kleinen Vögel Harald, der blaue Vogel, Aura, der braune Vogel, und Melodei, der rosa Vogel. Ich machte die Türe etwas weiter auf und die drei begrüßten mich freundlich. "Sind das deine Vögel? Wenn ja, was suchen sie dann hier?", erkundigte sich meine Begleiterin bei mir. Ich gab ihr ein kurzes Nicken zur Bestätigung. "Ich kann sie an keinem anderen Ort passend verstecken, desshalb sind sie hier und schau, es geht ihnen gut", erzählte ich meiner Freundin mit sanfter Stimme. Ich nahm die angeblichen Zauberkörner aus meiner Tasche und gab sie meinen Haustieren. Sie aßen sie schnell auf. "Danke Aurora", sagte plötzlich Melodei zu mir. "Was?! Diese Körner haben wirklich magische Kräfte?!", staunte ich verdutzt. Harald versuchte meine Verutztheit zu lindern: "Ja und sie waren lecker!". "Ja, sehr lecker sogar!", fügte Aura bei.
"Was haben die da gerade gesagt?! Die Vögel können sprechen?!", dachte sich Sahra verdutzt.
"Jetzt begleicht doch mal das, dass ihr euch zu sagen habt!", forderte die kleine Melodei. "Ähm... Ok. Also Sahra, du willst also, dass ich dich nicht verlassen soll, warum?", fragte ich Sahra. Sie sah so aus, als ob sie wegen dieser Frage aus der Bahn geworfen worden wäre. Stotternd antwortete sie mir: "Es ist wegen... Alle, die bisher mit mir zu tun hatten, auser meiner eigenen Familie, hatten etwas schlimmes gehabt". "Und was meinst du damit?", stocherte ich in ihrer Frage herum. "Sie sind... bisher alle... gestorben...", brachte sie nur schwer heraus. Es ist eine Art Schicksalschlag für mich. "Sie bezeichnen mich... als Hexe", fügte sie noch leiser hinzu, wobei ihr Gesicht bleich wurde. "Und deine Familie wurde auch immer als Hexerfamilie bezeichnet Auro, also habt ihr eine Gemeinsamkeit... Oh nein! Das sollte ich doch geheim halten", erzählte mir mein Zauberanhänger Belares. So war das also. Ich war deshalb ein Weisenkind, ohne Familie, weil ich mein Gedächtnis verloren habe und deshalb nicht wusste, dass ich als Bote des Teufels angesehen worden bin. "Ich werde auch als Hexer bezeichnet, ohne das ich es bisher wusste", erzählte ich Sahra mit ruhiger Stimme. Sie blickte erstaunt auf und fragte sogleich: "Wirklich?". Als Antwort blieb mir nur ein Wort: "Ja."
"Bitte erzähl mir alles Belares, ich glaube es wird Zeit dafür. Bitte tu es", bat ich Belares. "Ich habe ja keine Wahl mehr, mein Freund", schickte mir Belares, zusammen mit meinem verlorenen Gedächtnis in meinen Kopf. Somit erzählte ich meiner Geliebten meine gesamte Vergangenheit, die ich erst nun wusste.

"Das, das kann ich nicht glauben...", sagte Sahra nach meiner ganzen Geschichte. "Und du kannst sogar wirklich zaubern. Ich bin wirklich überrascht, ich glaube, das wirklich etwas zwischen uns gibt", erklärte sie etwas zaghaft. Ja! Ich habe es geschafft!, jubelte ich in mir hinein. "Macht mal etwas zusammen!", "Tee trinken!", "Oder etwas essen gehen!", meldeten sich meine Vögel zu Wort.
"Wie wäre es übermorgen mit Tee trinken Aurora?", fragte Sahra sofort daraufhin. "Ähm... Ja. Warum nicht?", antwortete ich ihr. Sie fügte jedoch hinzu: "Jetzt muss ich aber nach Hause, morgen habe ich auch frei, also komm übermorgen zum Teestübchen ok? Am Nachmittag am besten, tschüss!" Damit verlies sie den Raum und ich war glücklich.

Ich beschloss, in der Garderobe zu warten. Ich sah einige Leute von außerhalb eintrudeln. Der Ball war immerhin von dem Gönner der Oper arangiert, dem Gönner der Opera Populaire, und nicht nur eine Veranstaltung für die Schüler des Internats... Die vielen Menschen machten mir etwas Angst, dennoch versuchte ich meine Aufmerksamkeit auf meinen bevorstehenden Abend zu richten... Tanzen... mit Zephyr hoffentlich. Bei ihm sein... Mein Herz wurde wärmer.

Ich hatte mich im Hauptsaal umgesehen, doch Aura nirgends entdeckt. Dann war mir die Gaderobe in den Sinn gekommen und ich hatte mich durch den - inzwischen etwas überrannten - Haupteingang gekämpft, bis zur Gaderobe. Es dauerte nicht lange, da sah ich ihre kirschblütenfarbenen Haare zwischen schalem Braun und dreckigem Blond aufblitzen. Die Einwohner Paris' ließen mich noch nicht zu ihr durchkommen, ich musste auf eine Lücke zwischen den Menschen warten.
In meinem Zimmer hing schon mein Anzug, ich hatte den Ball wohl doch nicht vergessen gehabt, sondern nur kurzfristig verdrängt. Ich trug einen weißen, einfachen Anzug, weinrotes Hemd und eine Scherpe in derselben Farbe. Ich hatte den Wunsch verspürt rosa zu tragen, doch - wahrscheinlich zu meinem Glück - gab es diese Farbe in meinem Kleiderschrank nicht.
Endlich sah ich eine, wenn auch schmale, Lücke zwischen einer beleibten Dame mittleren Alters, die durch Farbe und Duft ihre Jugend zu konservieren suchte, und einem großen, klapperdürrem Mann mit filzigen grauen Haaren. Ich quetschte mich durch die Menschen hindurch, in Gedanken schon bei Aura und ihrem Panikanfall auf den Weihnachtsmarkt. Ich weiß nicht, ob es meine Sorge um sie war, oder die Aussicht den ganzen Abend kaum eine Minute mit ihr allein zu haben, doch als ich sie endlich sah hatte ich wirklich Schwierigkeiten, nicht in Tränen auszubrechen. Sie sah tatsächlich aus wie die Göttin des Frühlings.

Endlich sah ich ihn! Zwischen den Massen an unwichtigen grauen Gestalten war er nicht zu übersehen. Er kämpfte sich zwischen den unzähligen menschen zu mir hindurch und ich wär ihm am Liebsten in die Arme geflogen, als er dann endlich vor mir stand, doch meine Vorsicht und die feine Manier verbaten es mir. Stattdessen ging ich lechtfüßig etas näher zu ihm und begrüßte ihn, wie es die Knigge verlangte, mit einem tiefen, respektvollen Knicks. "Guten abend, Minjheer", flüsterte ich leise. Ich betrachtete ihn eine Weile. Auch wenn ich vorher nicht gedacht hätte, dass das möglich war... er sah noch besser aus als so schon!
Verstohlen sah ich mich um. Als ich niemanden entdeckte, der uns kannte und uns gefährlich werden könnte, neigte ich mich zu ihm hoch und hauchte ihm flink und kurz einen sanften Kuss auf die Wange.

Es war mir eine Ehre, dass der Frühling sich zu Minderwertigen wie mir herabließ. Eine Göttin blieb laut Etikette unter Göttern. Ich beugte mich etwas vor, als sie mich küsste und flüsterte ihr zu: "Du siehst unglaublich schön aus, Chastity." Und das war wohl eine starke Untertreibung. Um Getuschel zu vermeiden distanzierte ich mich wieder etwas von ihr, was mir nicht gerade leicht fiel. Nun nahm ich auch die Blicke der Pariser Männerwelt wahr, die Aura begaffte wie ein exotisches Tier im Zoo. Das war sie nicht wert, doch ich konnte sie diesen geifernden Idioten nicht entziehen.
"Lassen sie uns in den Hauptsaal gehen, Mamselle..." Ich warf einem jungen Mann, der Aura mit Blicken auszog einen warnenden Blick zu bevor ich eine weitere Lücke in den Massen suchte, diesmal eine für 2 Personen. (klingt wien zug-passagier. moment... zug... hut... western? )

(Meine FF ^w^

LC: Ballsaal)