Der zugefrorene See~ Die Eislaufbahn

Ich saß auf einer Bank unter einer der Trauerweiden und zog mir meine Schlittschuhe an. Allein laufen machte zwar keinen Spaß, aber unter der Tatsache, dass ich erst zweimal Eislaufen war und jetzt garantiert ein paar mal auf die Nase fallen würde, war mir meine Einsamkeit ganz recht! Gott wie peinlich wäre das, wenn mich jemand sehen würde...
Als ich die Schuhe endlich angezogen hatte erhob ich mich und stakste etwas unbeholfen zur Eisfläche... Das mochte ja noch gehen... es mochte auch noch gehen, einen Fuß auf die Eisfläche zu setzen... Aber zwei waren zu viel! Ich schlitterte los, rutschte ein paar Meter und - viel eiskalt nach hinten! Unsanft landete ich mit dem Rücken auf dem Eis, erschrocken, dass ich so unfähig war! ... Und dann musste ich lachen... lachen aus vollem Halse! Tatsächlich, es gab auch Aktivitäten, die das Prinzesschen NICHT konnte! Um diese Erkenntnis reicher blieb nun nur noch ein Problem... wie kam ich wieder auf die Beine?

Ich konnte es nicht fassen: Meine Vermutung, dass Chastity meine Anwesenheit irgendwie heraufzubeschwören schien, bewahrheitete sich immer wieder. Wo ich auch hinging, ich konnte mir sicher sein, dass sie schon dort war. Wie machte sie das?
Ich suchte im Winter gern eine Eisbahn oder zugefrorene Seen wie diesen auf, um darauf Schlittschuh zu laufen. Melody wollte es immer gern/ ´Zephyr, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in Tagträumereien und Schwärmereien zu versinken...´ Es war nicht der Andere der sprach, die Stimme war weiblich und ich muss gestehen, sie hatte meistens recht.
Ich sah auf und bemerkte, dass sie verschwunden war. Irritiert schaute ich mich um, doch ringsum waren nur die leeren Felder. Nach einigen Sekunden Verwirrung kam die Antwort in Form einiger Gliedmaßen, die versuchten sich aufzurichten. Unwillkürlich musste ich lächeln. Die Schlittschuhe über der Schulter ging ich zum See, wechselte die Schuhe und verhielt mich so leise wie möglich, mit dem erwünschten Ergebnis: Sie sah mich nicht kommen. Schliesslich ging ich zu ihr und trat in ihr Sichtfeld.
"Benötigen sie Hilfe?" fragte ich weiterhin lächelnd.

Ich erschrak, als ich Zephyrs Gesicht über mir sah. Ich lag immernoch da wie bestellt und nicht abgeholt. Unweigerlich wurde ich rot... Irgendwie war das ganze echt peinlich! ...
Was mich stutzig machte: Seit zwei Tagen konnte ich nirgends mehr hingehen, ohne auf ihn zu treffen! Wo kam er nur immer her?... verfolgte er mich etwa?
Nein, Aura... er ist ein Lehrer! Lehrer sind keine Stalker... Außerdem, wer sollte DICH schon stalken?
'Conrad!', spitzzüngelte ich die Stimme meiner Mutter an und streckte ihr im Geiste die Zunge heraus. Dass sie mir diesen Kerl andrehen wollte würde ich ihr nie verzeihen...!
Als ich wieder aufsah zu meinem Lehrer musste ich unweigerlich erneut lachen! Ich lag da wie ein Pfannkuchen auf dem Teller, bewegungsunfähig und er war wohl meine einzige Rettung! Schicksal...
Wie ein kleines Kind streckte ich beide Arme nach ihm aus und kicherte "Jaaa, bitte..." Die Röte auf meinen Wangen wurde intensiver, als ich in seine strahlenden blauen Augen sah...

(apropos strahlend blaue augen: ich hab das bearbeitete im cc hochgeladen, da gehts erst ma schneller^^)

Mein Herz schlug 3 Etagen tiefer, als sie mir tatsächlich die Arme entgegenstreckte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ihr Gesicht war gerötet, wohl von der Kälte. Eine gefrorene Kirschblüte. Ich beugte mich zu ihr hinunter, griff unter ihre Arme und hob sie auf die Beine. Ich verspürte nicht die Nervosität wie vorgestern Abend. Es war eine durch und durch friedliche Szene. Ich genoß ihre Anwesenheit und erkannte eine Chance, meinen Frühling für mich zu gewinnen. Auch wenn ich bi jetzt keine Ahnung hatte, wie ich das konkret anstellen sollte.
"Ich wusste nicht, dass sie Eislaufen können." Sagte ich. Der verzweifelte Versuch, eine Gespräch in Gang zu setzen.

(ich guck gleich mal ^-^)

Ich musste erneut kichern, angesichts dieser Äußerung. "Kann ich auch nicht, wie ihr eben gesehen habt!" Vorsichtig ließ ich ihn los und versuchte, mich eigenmächtig auf den Beinen zu halten. ... Ohne Efolg. Gaaaanz langsam machen meine Beine sich selbstständig und wollten in verschiedene Richtungen davonschlittern! ... Gut, ehe ich im Spagat dasaß hielt ich mich dann doch lieber wieder an ihm fest! Schnell schnappte ich mir meines Lehrers Arm und hielt mich fest, um nicht erneut am Boden zu liegen. Schamesröte schoss mir ins Gesicht. Lustig lustig... ich konnte viel... aber das, was alle konnten natürlich nicht! Bravissimo, Aura!... "Sie haben da ja offensichtlich mehr Übung...", stellte ich etwas verwunert fest. Ich hatte bisher kaum ein männliches Inividuum eislaufen sehen... Und von ihm hätte ich es gleich gar nicht erwartet... Es war eine Überraschung! - Eine POSITIVE!!!! Durchaus positiv...

Ich musste leise auflachen. Es schien sie zu ärgern, das sie etwas nicht konnte. Aber man konnte ihr keine Vorwürfe machen: Jeder versucht perfekt zu sein, doch wenn jemand tatsächlich nahe an diesem Ideal war, dann Chastity-Claire Aura Llamoure. Sie war eine bemerkenswerte Person...
Ich half ihr erneut auf die Beine, diesmal ohne sie loszulassen. Ich fragte mich, wie lange sie das zulassen würde... . "Wollen sie vor den Klavierstunden einen unmusikalischen Unterricht geniessen?" fragte ich, wobei ich lächelnd auf die Eisbahn zeigte. Ein für meine Situation gewagter Schritt, doch ich hatte das Gefühl unter Zeitdruck zu stehen. Wahrscheinlich tat ich das auch. Die mir verbleibende Zeit wollte ich gutmöglichst nutzen und wie könnte ich mehr Kontakt zu ihr haben, als beim Eislaufen, zumal ich es ihr beibringen müsste?

Ich sah eine Weile auf das Feld von gefrorenem Wasser, das sich vor mir erstreckte. Schemenhafte Bilder zeichneten sich vor meinem inneren Auge ab... Zwei Schatten, die sich, eng umschlungen, über die Eisfläche bewegten... Die kleinere Gestalt von beiden drängte sich eng gegen ihr Gegenüber, hielt sich an ihrem Gefährten fest, um nicht zu fallen... Ein schönes Bild, wenn auch gleichzeitig erschreckend! Denn um dieses Bild heraufzubeschwören musste ich etwas tun... ihm vertrauen! Dabei vertraute ich nie irgendwem, außer Erik - vor allem keinen Männern! Statistiken blegten immerhin, dass 99% aller Männer ihre Freundin betrügen, wie sollte man also dieser Spezies auch nur in irgend einer Weise über den Wege trauen? Aber wenn ich mir Zephyr ansah, dann wich dieses -gar zu abstoßende - Wort "Mann" in weite ferne... Nicht, dass er nicht männlich war, ganz im Gegenteil! Vielmehr sprach allerdings eine Sanftmut und kühle Eleganz aus seinen Augen, dass man ihn nicht mit einem so einfachen Wort von 4 Buchstaben beschreiben konnte, es nicht durfte, schon gleich gar nicht, wenn besagtes Wort eine solch betrügerische Bedeutung barg... (ich will hier mal eben anfügen: Ich habe KEIN Problem mit Männern xD Nur Röschen hat viele schlechte Erfahrungen gemacht mit dieser Spezies Mensch, daher ist sie im Moment so seltsam Oo) Vielmehr gebührte ihm ein Begriff, der soviel mehr war, als ein menschliches Wesen, etwas schmetterling-gleiches, dennoch fiel mir momentan nichts passendes ein... Dennoch wusste ich immernoch nicht, ob und wenn, wie viel Vertrauen ich ihm entgegenbringen konnte...
Komm schon, Aura! Was soll er schon groß machen, als dich auf den Hintern fallen lassen? ... Na komm schon, viel kann dir gar nicht passieren!
Ich gab mir einen Ruck und zauberte ein sanftes Lächeln auf mein Gesicht. Noch immer hielt er mich fest, damit ich nicht umfiel... Und ich genoss es! "Gerne...", antwortete ich leise und etwas verschüchtert. Oh wie wunderschön das werden konnte... Wie wundervoll... vielleicht ließ es mich ja für eine Weile mein Problem vergessen...

Gerade als ich dachte, eine Abfuhr einzuhandeln erhielt ich leise Zustimmung. Eine angenehme Wärme breitete sich aus, nicht nur in mir, sie schien Aura und mich einzuhüllen und von der Welt abzuschirmen. Kitschige Phantasie? Vielleicht. Ich riss mich zusammen um meine Freude nicht allzusehr zur Schau zu tragen. Dann nahm ich ihre Hand.
"Können sie halbwegs sicher stehen?"
Ich hoffte inständig auf ein Nein, denn das würde bedeuten, dass sie größere Unterstützung brauchte, als beim Laufen an sich. Ich würde ihr näher kommen dürfen. ´Lass mich bloß aus deinen Phantasien raus, du bist krank.´ Ich hatte ihn nicht gebeten in meine Gedanken einzudringen. Er hatte eine durchdringende Stimme, die alles kaputt machen konnte. In diesem Moment hatte sie überaus angenehme Bilder zerissen. ´Denk nicht noch mal dran!´ Manchmal wünschte ich, ich könnte ihn einfach ausblenden.

(Sorry für die Kürze )

(is ok ^^)

"Ich... bezweifle es...", nuschelte ich leise und mit ein wenig Angst in den Augen. "Ich bin bisher nur zweimal eisgelaufen und das letzte Mal ist 2 Jahre her... Ich bin immer nur mit meinem Vater eisgelaufen, aber der hatte leider kaum Zeit..." Und wieso erzählst du ihm das? Denkst du ernsthaft, das interessiert ihn?
Nein... aber es war so über mich gekommen... ich wusste nicht wieso, aber ich empfand es als richtig, dass er es wusste.
Nein, ich konnte wirklich nicht auf Schlittschuhen stehen! Und selbst wenn, hätte ich es ihm sicher nicht gesagt. Die Verlockung, diese Situation auszukosten, war einfach zu groß! Wer weiß, vielleicht hatte ich NIE WIEDER die Chance, ihm so nahe zu sein... Vielleicht würde ich ihn in zwei Tagen auch nie wieder sehen... Also musste ich diesen einen Moment in vollen Zügen geniesen! Immerhin war es gut möglich, dass er als Kraftreserve für mein komplettes weiteres Leben ausreichen musste... Ein Moment, an dem ich in all den Stunden, wenn ich unter meinem aufgezwungenen Mann liegen musste, zehren konnte, mich festhalten konnte... Ein Moment, der mir ewig sein Gesicht einbrennen sollte, damit ich seine blauen Augen ewig heraufbeschwören konnte, wann immer ich wollte!...

Innerlich sprang ich vor Freude, nach aussenhin wahrte ich meine aufmerksame Fassade. Nun durfte mir kein Fehler mehr unterlaufen.
"Dann sollten wir damit anfangen." Ich hielt sie fester, versuchte das daraufhin eintretende Geplärre hinter meinen Gedanken auszublenden und stellte mich vor sie. "Versuchen sie gerade zu stehen und das Gleichgewicht zu halten. Sie werden nicht hinfallen, ich passe auf." Ich konnte nicht versprechen, dass sie nicht hinfallen würde, denn das würde sie heute noch. Aber ich würde mein Bestes geben, das so oft wie möglich zu verhindern. Oder zumindest ihren Sturz abzufangen.
Als sie, noch etwas wacklig, stand, lockerte ich meinen Griff etwas. Ich hoffte, sie würde wieder taumeln, nur damit ich sie wieder festhalten konnte. Es fühlte sich so richtig an, bei ihr zu sein. Ich war fast mein ganzes Leben lang allein, hatte deswegen viele Tränen vergossen. Hätte ich gewusst, dass es nur Wartezeit ist, es wäre um vieles leichter gewesen. Nun bekam ich meine Chance.

Ich stand eine Weile recht fest auf dem Eis, starrte bangend auf meine Füße. Oh bitte, ihr lieben Schlittschuhe, lasst mich nicht zu boden krachen, bettelte ich lautlos. Meine Beine fühlten sich an wie weiche Butter in einer heißen Pfanne - was allerdings minder an dem Eis lag, sondern vielmehr an meinem Gegenüber. Als ich mich bereits einige Sekunden halbwegs aufrecht halten konnte, beschloss ich, mich vorsichtig von ihm zu lösen... Ein schwerer Fehler! Erst wankte ich, versuchte mich mit meinen Armen auszubalancieren, jedoch erfolglos - Plötzlich zog es mir die Schlittschuhe nach hinten weg und ich landete wie ein Kartoffelsack in den Armen meines Lehrers. Na das konnte ja mal noch heiter werden...
"Tschuligung...", stammelte ich beschämt und errötete merklich. Hoffnungslos versuchte ich, meine Füße wieder in eine normale Position zu bringen, doch es gelang mir nicht! Stattdessen musste ich mich dichter gegen meinen Lehrer drücken, um nicht zu Boden zu gehen! Haha, Röschen beim Eislaufen... niedlich... wirklich... Welch Ironie!
Schließlich ergriff ich die Initiative, legte meine Hände an die Zephyrs Schultern und zog mich hoch. Endlich stand ich relativ sicher und konnte daher meinen Meister loslassen. Zweifellos, ich stand wackelig, aber ich stand erstmal und das war, was zählte!

Wieder musste ich lächeln. "Gut." Ich hatte nicht das Bedürfnis mehr zu sagen. Eigentlich hätte ich gern nichts mehr gesagt und mich mit ihr in die warme Hütte hier in der Nähe gesetzt. Doch ich musste zugeben, das hier war auch nicht zu verachten.
"Wollen sie versuchen zu laufen oder ihren Triumph noch etwas auskosten?" Es war mir egal für was sie sich entschied, mir war wichtig, dass ich sie berühren durfte. Auch wenn ich mich zweifelsohne heute noch blamieren würde, denn soviel Übung ich auch hatte, ich war mir nicht sicher, ob ich diesmal von Stürzen verschont bleiben würde. Dieses Mädchen nahm mir jegliche Konzentration.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht spürte, war der Sturm, der hinter meinen Gedanken wütete. Ich hatte die Macht des Anderen gebrochen, kurzfristig nur, aber es brachte ihn schier um den Verstand. Das ich meine Situation mehr oder weniger ausnutzte, gab ihm den Rest. Als ich auf dem Eis stand, in meinen Armen meinen Frühling, wusste ich noch nicht, dass in mein Traumland der Winter einziehen würde. Ich würde leiden. Doch selbst wenn ich es gewusst hätte, ich weiß, ich wäre geblieben. Aura war den Winter wert.

(welscher winter? ó.ò angst... Röschen wir ihn vorm Winter beschützen D: die passt auf ihn auf, jaja *wie kleines kind red* q.p )

"Ich... ich könnte es ja mal... versuchen...", stammelte ich nach einer Weile Gedenkzeit. Um ehrlich zu sein hatte ich ein wenig Angst, zu stürzen. Nicht nur, weil es peinlich sein würde, sondern viel mehr, weil ich es im allgemeinen eher vorzog, Schmerzen zu vermeiden. Ohne noch groß nachzufragen griff ich nach Zephyrs Hand und versuchte ein paar wackelige Schritte auf dem Eis. Ich wankte merklich und ohne mich an ihm festzuhalten wäre ich sicher längst zu Boden gegangen! Es war so wundervoll, meine Hand in der seinen zu fühlen...
Auf einmal und völlig unerwartet zog es mir erneut den Boden unter den Füßen weg! Ich quietschte erschrocken auf und klammerte mich fester an mein Gegenüber. Als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte und wieder Halt fand, erhob ich zittrig meine Stimme und sprach, fast flehend: "... Aber nicht alleine... alleine krieg ich das glaube ich nicht so ganz hin..." Mir schoss erneut die Röte in die Wangen und mein Gesicht wurde heiß! Gott, offensichtlicher ging es ja nun wirklich nicht mehr!

(Advennnnnnnnntskalender *__* )

Ich hatte Mühe, mich selbst auf den Beinen zu halten. Doch wenn ich fiel, landete auch sie unsanft auf dem Eis und ich wollte nicht, dass sie sich weh tat. Ich zog sie wieder auf die Beine und hielt sie etwas enger an mir als nötig gewesen wäre. Nur etwas.
"Es ist nicht wie laufen auf der Erde. Versuchen sie, ihre Füße gleitend fortzubewegen. Haben sie schon einmal Eisläufern zugesehn? Sie scheinen zu fliegen und genau das sollten sie versuchen zu erreichen."
Ich nahm ihre Hand und entließ sie widerwillig aus meiner Umarmung. Ein verschwommener Gedanke kam auf, eine Warnung. Was würde geschehn, wenn wir beobachtet würden? Ich wischte diesen Gedanken beiseite. Ich wusste woher er kam und auf diese Art von Kommunikation legte ich keinen Wert.
"Bereit?"

(jaw, gelle? ^-^ habsch doch fein gemacht *mir auf schulter klopf xD*)

Meine Hand lag zittrig in der seinen. Ich traute mich anfangs nicht, seine Finger mit den meinen zu umschließen...
Nun komm schon, Aura, hab Mut! Ohne Mut wirst du es nie weit bringen...
Schließlich überwand ich mich und schloss meine Hand... Dieses Gefühl, die Wärme, die von seiner Haut ausging, das Wissen, nicht allein zu sein... fast hätte es mir den Verstand geraubt! Als ich merkte, dass ich abermals drohte zu taumeln, auf Grund von fehlender Konzentration, erwachte ich aus meinem Zustand der Willenlosigkeit und schaffte es geradenoch, mich auf den Beinen zu halten!
Entschlossen sah ich zu meinem lehrer auf... die blauen Sterne in seinem Gesicht leuchteten, zwangen mich an ihn und forderten von mit bedingungslose Folgsamkeit - die ich bereit war zu geben!...
"Ja...", antwortete ich. Mehr war nicht nötig zu sagen. Gespannt und hoffnungsvoll wartete ich daraf, von ihm über die glatte Fläche geführt zu werden.

"Achten sie auf meine Füße und lassen sie ihre dasselbe tun. Keine Angst, ich werde langsam laufen." Ich handhabte es genau so, wie ich es sagte, ohne den Blick von ihr zu wenden. Langsam und automatisch führten meine Füße die Bewegungen aus, über die ich schon lange nicht mehr nachdenken musste. Ohne einen Geanken daran zu verschwenden verlagerte ich mein Gewicht nach vorn und schob abwechselnd einen Fuß nach außen. Es war gut, dass mir das ins Blut übergegangen war, denn denken war zu einer Art anstrengendem Luxus geworden. Ich sah nur Aura, fühlte nur ihre Hand, hörte nur ihrem Atem. Ich dachte nur sie.
´Pass lieber auf...´ Wieder die weibliche Stimme. Sie hatte leider schon wieder Recht, ich musste auf Aura aufpassen, wenn sie nicht laufen konnte musste ich auf einen Sturz ihrerseits gefasst sein. Und das konnte ich nur, wenn ich auch meine Vernunft berücksichtigte nicht nur mein Gefühl. Ich verließ also meine warmen Träumereien um in die kalte Realität des Eissees einzutauchen. Wobei diese wirklich nicht zu verachten war, was allerdings nur sehr, sehr wenig mit dem See zu tun hatte.

Sacht ließ ich mich von ihm über das Eis führen... vorerst tat ich nichts, stand nur und ließ mich durch seine Han führen... Dann wagte ich einige gleitende Schritte und - es klappte! Mutig beschleunigte ich mein tempo etwas, hielt mich allerdings vorsichtshalber an meinem Lehrer fest, um nicht umzufallen ... und wenn doch zumindest nicht allein! "Es klappt...", hauchte ich begeistert und konnte mir ein freudiges Kichern nicht verkneifen. ... Doch so schnell der Erfolg gekommen war, umso schneller ging er auch wieder... Ich geriet ins Wanken, verlor das Gleichgewicht und ~ ruuuums~ landete ich auf dem Boden... Und nicht nur das! Ich glaub -Himmel bewahre- ich zog IHN mit!... Hehe, da ist der Ruhm... er tut vorbeigehn und winken...

Zuerst schien sie ziemlich sicher zu laufen. Gerade als ich eine Art Lob aussprechen wollte - was für eine Ironie - geriet sie ins Straucheln. Ich wollte sie stützen, doch bevor ich meine Hand ausstrecken konnte fiel sie schon und riss mich mit hinunter. Mein Reaktionsvermögen war wohl doch nicht so gut, wie ich dachte. Ich betete zu allem was mir heilig war, dass sie sich nicht verletzt hatte.
"Geht es ihnen gut? Haben sie sich wehgetan?" Ich hielt mich zurück noch gefühlte 50 solcher Fragen zu stellen, die alle das selbe aussagten und für mich doch verschiedenes bedeuteten. Vor allem wollte ich wissen, ob es ihr gut ging, doch nicht in Bezug auf ihren Sturz...

Ich konnte mir ein fröhliches Grinsen nicht verkneifen! Gott, diese Situation war einfach zu herrlich, um sie nicht irgendwie auszukosten: Er lag über mir, war praktisch auf mich gefallen und auch, wenn mein Rücken eben vom Eis schockgefrostet wurde, mein Bauch und vorallem meine Gefühlswelt waren umso wärmer! Unsere Nasenspitzen berührten sich, kaum merklich, aber trotzdem taten sie es.
Wie gesagt: Zu verlockend um das ganze nicht irgendwie auszukosten! Also erhob ich spitzzüngig meine Stimme und kicherte leise und mit einem gewissen verstohlenen Unterton: "Keine Sorge... MIR geht es bestens!... Und ihnen, Monsieur?" Dann konnte ich nicht mehr anders, als in fröhliches Lachen auszubrehcen. Das mochte ihn vielleicht verwirren, aber ich wusste mir nicht zu helfen! Die Situation war zu schön!

Ich konnte wirklich nicht verstehen, was so lustig sein sollte. Sie war wirklich seltsam... . Ich konnte nicht mit ihr lachen, ich fühlte mich nicht einmal mehr wirklich anwesend. Der Eissee war verschwunden. Nur Aura war noch bei mir, lag da und lachte. Ich blieb ernst, beobachtete wie ihr Gesicht sich unter dem Gefühlsausbruch verformte und sich Schneeflocken in ihre Haare niederließen. Ich hoffte, sie würde mir nun nicht in die Augen sehen, denn dann würde sie verstehn..., doch diese Hoffnung war nur sehr verschwommen, an den Rand gedrängt, kaum wahrzunehmen. Hoffnungen wie diese haben mit Verstand zu tun und den hatte ich ein paar Sekunden vorher aufgegeben. Mein Gefühl schrie etwas anderes. Sieh hoch Frühling, sieh mich an! Sieh in meine Augen und begreife! Ich will keine Geheimnisse mehr vor dir haben...

Als ich meine Augen wieder öffnete und mir die Lachtränen von den Wangen wischte erblickte ich wieder diese leuchtenden Sterne... Sterne, die in seinem Gesicht noch heller als sonst schon funkelten... Wieso war mir unbegreiflich. Ich wusste es nicht, konnte es nicht sagen, weil das, was ich da sah so irreal, so UNMÖGLICH war, dass es einfach nicht sein konnte!....
"Monsieur... i-ist alles ok?", fragte ich vorsichtig, nun mit ernstem und besorgtem Unterton. Vorsichtig hob ich eine Hand und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei streiften meine Fingerspitzen seine Stirn... Sie fühlte sich heiß an, beinahe fiebrig! "Ihr werdet doch nicht etwa krank?", stieß ich erschrocken und zu tiefst besorgt hervor.
Er wird nicht krank, Aura, er IST krank... Ihr leidet an dem selben Virus! Meine Gedanken waren mir ebenso unverständlich wie diese Situation...

Krank? Das war ich schon. Sogar in zweierlei Hinsicht. Doch daran dachte ich nicht. Ihre Worten hatten mein Bewusstsein kaum gestreift. Ich spürte einen Anflug von Enttäuschung, als ihre Züge sich wieder glätteten; ich mochte ihr Lachen. Aber ich mochte auch ihren Ernst, ihre Besorgnis, ich mochte ihre Tränen, die Art wie sie redete, sich bewegte. Ein personifizierter Tagtraum.
In diesem Moment, als ich ihre Hand an meiner Stirn spürte, wollte ich nur noch, dass sie verstand. Es war egal, was geschehen würde, welche Folgen es haben würde, das alles machte keinen Unterschied mehr, ich wollte nur, dass sie alles wusste. Ich schloss meine Augen während ich meinen Kopf hinabsenkte. Es waren nur einige Zentimeter, die uns trennten. Unendlich weit. Ich spürte ihre eisig kalten Lippen, fühlte die Wärme, mit der sie mich erfüllten. Ich hatte Angst, sie würde mich wegstoßen, dennoch ließ ich ihr Spielraum, ich hielt sie nicht fest. Alles was ich wollte war, dass sie verstand. Es stand ihr frei zu gehen, ich würde sie nicht gegen ihren Willen festhalten. Doch ich hoffte, hoffte so sehr, dass sie bei mir blieb...

Sämtliches meiner Selbst wich aus mir, als ich begriff, WAS er da tat! Es ging alles so furchtbar schnell und ich hatte kaum Zeit gehabt, mich darauf vorzubereiten, schon lagen seine Lippen auf den meinen! ... Konnte es sein? Konnte es sein, dass seine Augen doch nicht gelogen hatten? Es schien mir wie ein Traum und ich glaubte, meinen Körper schon lange verlassen zu haben... Bewegen konnte ich mich nicht, nachdenken konnte ich nicht! Ihn nur machen lassen, mich nicht wehren, wieso sollte ich auch? Eben das hatte ich mir doch die ganze Zeit so sehnlichst und verzweifelt erhofft...
Seine Lippen entführten mich in eine andere Welt... in ein Land, in dem es keine Kälte gab... Nur Wärme und Kerzenschein, rote Rosen und ihn und mich... Vor Aufregung schoss mir das Blut so schnell durch den Körper, dass ich trotz des Eises an meinem Rücken nicht fror. Er war zärtlich, einfühlsam... Nicht bedrängend und angsteinflößend, wie andere... Ich wusste, dass ich davonlaufen könnte, wenn ich nur wollte... Aber weder wollte ich noch KONNTE ich! Mein Körper war noch immer wie gelähmt...
Schließlich erlangte ich so viel Kontrolle über mich zurück, dass ich in der Lage war, den Kuss zu erwiedern... schüchtern, zurückhaltend... aber was war auch anderes zu erwarten? Es war mein erster richtiger Kuss... Der erste Kuss mit dem ersten und einzigen Mann, den ich je in mein Herz lassen könnte...
Hoffe, kleine Aura, dass es kein Spiel ist! Hoffe und flehe, dass er nicht mit dir spielt!
Und wie ich das hoffte... andernfalls wäre meine Grabdecke genäht...

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass sie mich nicht fortschicken würde. Als ich endlich begriff wurde mein Traumland zu etwas wirklich traumhaften: Alle toten Blüten reckten sich, nahmen Farbe an, der verbrannte Boden verschwand unter leuchtend grünem Gras, das sich im entgifteten Wind wog. Die Wolken schwanden, mit ihnen der saure Regen. Die Feuer, die an mir gezehrt hatten, verloschen im Angesicht des Frühlings, der hier, in meinem Land, meinem Herzen, einzog.
Nun wagte ich es, sie festzuhalten. Ich nahm ihr Gesicht zwischen meine Hände, genoß die Wärme, die sie ausstrahlte, festigte meinen Kuss. Aber nicht auf zwingende Weise. Ich ließ ihr weiterhin die Wahl, darauf legte ich Wert. Doch ihre Bestätigung... zu wissen, dass sie es zumindest akzeptierte, dass sie mich nicht sofort weggestoßen hatte, dass sie das genaue Gegenteil meiner Erwatung getan hatte - meinen Kuss erwidert - das alles ließ Hoffnung in mir keimen. Hoffnung auf Zweisamkeit. Oft genug hatte ich allein zu Hause gesessen, so in Gedanken an Melody versunken, dass ich den Schmerz fast körperlich spüren konnte. Ich hatte sie nicht vergessen, Gott bewahre!, doch was mir jetzt am wichtigsten war, war Aura. Und in diesem Moment war sie bedeutender denn jeh.